Newsletter Ukraine 15

Liebe Leser*innen,

Nach eineinhalb Monaten des Krieges und den damit einhergehenden Bildern des Elendes und Schreckens fällt es schwer, nicht in ein Gefühl der Machtlosigkeit zu verfallen. Schon fast scheint es, so als gewöhne man sich an den stündlich aktualisierten Liveticker auf der Frontseite der Tageszeitungen, die Erzählung von Bombenabwürfen, Truppenverlegungen und Opferzahlen. Doch für Ukrainer*innen ist nichts normal. Über 4,5 Millionen Menschen (das entspricht mehr als der Hälfte der Schweizer Bevölkerung) seien bis jetzt aus der Ukraine geflohen, berichtete heute das UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR. Weitere 7,3 Millionen seien innerhalb der Ukraine vertrieben worden. 

Die Unterstützung der geflüchteten und vertriebenen Personen sowie derer, die sich aktuell noch in der Ukraine befinden, ist jetzt also wichtiger denn je. Unter allen bestehenden und neu aufgetauchten Hilfsorganisationen ein zuverlässiges und sinnvolles Projekt zu finden, kann jedoch energieraubend und frustrierend sein. Dieser Newsletter enthält daher einige Möglichkeiten, wo deine Unterstützung am richtigen Ort eingesetzt wird.

Hilfsorganisationen vor Ort

Libereco – Partnership for Human Rights ist eine unabhängige deutsch-schweizerische Nichtregierungsorganisation, die sich seit 2009 für den Schutz der Menschenrechte in Belarus und der Ukraine engagiert. Seit Beginn des Krieges hilft Libereco, humanitäre Soforthilfe in Form von Medikament- Transporten oder temporären Wohnmöglichkeiten zu leisten. Ihre Partnerorganisation vor Ort ist Vostok SOS, eine gemeinnützig anerkannte Stiftung. Sie entstand aus einer 2014 gestarteten Initiative, die Binnengeflüchteten aus den umkämpften und besetzten Gebieten in den Regionen Donezk und Luhansk half. Gemeinsam mit Libereco koordiniert Vostok SOS den Zugang zur Soforthilfe für ukrainische (Binnen-)Geflüchtete. Die Organisation nutzt dabei ihre umfassenden Erfahrungen bei der Bereitstellung humanitärer Hilfe in schwierigen und gefährlichen Situationen, um die Unterstützung auch jetzt unter bedrohlichsten Umständen aufrechtzuerhalten. Vostok SOS unterhält mehrere Telefon-Hotlines für Kriegsopfer und Binnenvertriebene, hilft bei Evakuierungen und organisiert vorübergehende Unterkünfte.

Aufgrund des Beschusses von Sjewjerodonezk und Kiew mussten die meisten Mitarbeiter*innen von Vostok SOS und in Teilen auch mit ihren Familien selbst evakuiert werden. Die Organisation hat in Uschhorod, unmittelbar an der Grenze zur Slowakei, einen temporären Stützpunkt eingerichtet. Von dort leistet das Team Soforthilfe, um die schwerwiegenden humanitären Probleme durch den Krieg zu lindern. Hier kannst du Vostok SOS auch direkt unterstützen.

Da Sachspenden oftmals einen finanziellen und organisatorischen Mehraufwand bedeuten, sind in humanitären Krisen Geldspenden an direkt eingebundene NGOs und Vereine oftmals hilfreicher. Ein weiteres Projekt, das klein, aber sehr unterstützenswert ist, ist Solibus. Als Organisation mit mehrjähriger Erfahrung im Umgang mit chaotischen Situationen und humanitären Krisen hat sie die nötigen Netzwerke, um sichere Transporte von Geflüchteten aus der Ukraine zu gewährleisten. 

Humanitäre Hilfe in der Schweiz

Doch auch nach einer erfolgreichen Flucht sind Menschen auf die grosszügige Hilfe anderer angewiesen. Campax bietet in Partnerschaft mit der Schweizerischen Flüchtlingshilfe (SFH) nach wie vor eine Plattform, wo freie Wohnungen und leere Wohnräume für Geflüchtete zur Verfügung gestellt werden können. Es sei hier gesagt, dass ein freies Zimmer alleine nicht reicht, um den Bedürfnissen und den teils traumatischen Erfahrungen einer geflüchteten Person zu begegnen. Falls du dich fragst, ob du genügend zeitliche Ressourcen und emotionale Kapazität hättest, um eine oder mehrere geflüchtete Person*en aufzunehmen, findest du auf der Webseite der SFH alle relevanten Informationen.

Solidarität kann die unterschiedlichsten Formen annehmen. Wir werden dich weiterhin auf dem Laufenden halten, wie du dich engagieren kannst. Bis dahin wünsche ich viel Mut und Kraft.

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