Gleichstellung statt Gleichschritt

Vor gut einer Woche gab der Bund bekannt, dass den Schweizer Frauen aufgrund der anhaltenden Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau jedes Jahr 7.7 Milliarden Franken Lohn durch die Lappen gehen.

Gleichstellungsbeauftragte, Universitäten und Firmen zerbrechen sich seit Jahren den Kopf darüber, wie diese Ungleichheit behoben werden kann. Dabei wäre eine gute Lösung so nah!

Der Zufall will es nämlich, dass wir in der Schweiz in etwa genau diese Summe in die Armee investieren, davon 4 Milliarden Armee-Budget und dazu nochmals 4 Milliarden volkswirtschaftliche Kosten. Wir investieren dieses Geld in eine Institution, der eine überwältigende Mehrheit von Männern angehört. Sie sind gezwungen durch ein Gesetz, welches die Hälfte der Schweizer Bevölkerung aufgrund ihres Geschlechts dazu verdonnert – die Wehrpflicht. Statt Frauen einen gerechten Lohn zu bezahlen, wollen Armee-Befürworter – grossenteils bürgerliche Männer – lieber in einen Club investieren, in dem Männer teure Flugis fliegen und Männer sich im Schlamm wälzen müssen. Die Armee zementiert damit auch im 21. Jahrhundert noch frisch fröhlich altertümliche Rollenbilder, der Mann als starker Kämpfer an der Front (an welcher schon wieder?) und die fürsorgliche Frau zu Hause am Herd.

Dass dieses Rollenbild von der Armeeführung selbst kommt, zeigt ein Interview mit VBS Chef Ueli Maurer. Er erklärte in der westschweizer Zeitung «Le Temps» vom 06.07.2011 diese Vision: «L’armée suisse est une partie intégrante du pays. Elle se compose de bien plus que de soldats. Elle est l’expression de la volonté de défense de la population tout entière. Nous devons maintenir cette idée que chacun de nous est, à sa place, un élément du système de milice. Les soldats accomplissent leur service, les femmes s’occupent de la maison et des enfants, etc.» [1]

Stellen Sie sich vor, diese 8 Milliarden, die wir jährlich in die Wehrpflicht investieren, würden wir von nun an den Frauen unseres Landes zur Verfügung stellen. Die Schweiz wäre bezüglich Gleichstellung einen Quantensprung weiter. Einerseits würden die Frauen für die erfahrene Ungerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt entgolten, andererseits wären wir diesen patriarchalen Zwang auf einen Schlag los. Ein absolute Win-Win Situation!

Sagen wir also Ja am 22. September zur Aufhebung der Wehrpflicht und überwinden diese Stereotypen!

 

[1] «Die Schweizer Armee ist ein integraler Teil unseres Landes. Sie besteht aus viel mehr als nur den Soldaten. Sie ist Ausdruck vom Verteidigungs-Willen der gesamten Bevölkerung. Wir müssen diese Idee aufrechterhalten, dass jeder von uns, mit seinem bestimmten Platz, ein Element des Milizsystems ist. Die Soldaten leisten ihren Militärdienst, die Frauen kümmern sich um den Haushalt und die Kinder.»

 

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